FRIEDRICH ROHM
ENTDECKUNGEN

Gedenkausstellung
28.10. - 4.11.2023
Karlshalle Ansbach

VERNISSAGE   Freitag 27.10.2023   19.00 Uhr

Samstag 28.10. - 04.11.2023   11.00 - 18.00 Uhr  
Eintritt frei

EINFÜHRUNG IN DIE AUSSTELLUNG

Am 9.2.2023 starb der Künstler und Kunsterzieher Friedrich Rohm aus Zandt bei Lichtenau im Alter von 81 Jahren.
Er hinterließ ein umfangreiches Werk von ca. 1200 Gemälden, 200 Lithographien und Radierungen, hunderten von Zeichnungen, Aquarellen und Gouachen. Darüber hinaus enthält der Nachlass noch über 80 Plastiken in Ton und Gips, Videofilme und Tonaufnahmen, die der Künstler im Rahmen seiner performativen Installationen der letzten beiden Lebensjahrzehnte geschaffen hat. Erhalten sind auch alle Studienarbeiten, Skizzen- und Ateliertagebücher aus über 60 Jahren künstlerischen Schaffens.

Hier tut sich eine Bilder- und Geisteswelt auf, die von expressiven frühen Landschaften und Stillleben, hin zu lyrisch-abstrakten Formen in den Gemälden der frühen Phase in den 60er und 70er Jahren führen. In dieser Zeit entstehen neben einigen zeit- u. lokalkritischen Lithographien, auch melancholisch anmutende Farbradierungen von Landschaften und zart empfundenen Köpfen, die auch in Terracotta-Plastiken umgesetzt werden. Ab den 80er Jahren findet dann eine Hinwendung zu klein- und großformatigen Gemälden in heftigem Malgestus statt, die inhaltlich von der klassischen Antike über die Beschäftigung mit Religion, Schriftstellern, Malern bis hin zu Seelenzuständen, Obsessionen und Ängsten des Künstlers ein stark erzählendes Element aufweisen und laut Selbstaussage „eine Art Parallelwelt“ darstellen.

Um diese Welt und den Künstler zu entdecken wurden von Jakob Merbach (Nachlassverwalter Friedrich Rohm Zandt), Siegfried Kirchhoff (Kunsterzieher) und Bernd Rottenburg (Diplom- Museologe) 200 Gemälde, 40 Radierungen, 60 Zeichnungen, mehrere Keramiken, Skizzenblätter und Dokumente ausgewählt.

Wir präsentieren diese hier in der Karlshalle – zum größten Teil erstmalig – unter dem Titel „Entdeckungen“.

BIOGRAFIE

  • Geboren am 10.4.1941 in Rosenheim
  • 1945 nach Tod des Vaters Übersiedlung in das Elternhaus der Mutter in Ansbach
  • 1951 bis 1960 Besuch des humanistischen Gymnasium Carolinum / Ansbach
  • 1961 bis 1964 Studium „Kunst für Lehramt“ an der Akademie der Bildenden Künste in München. Referendarzeit in   München und Viechtach
  • Ab 1968 bis 2003 Kunsterzieher am Johann-Sebastian-Bach Gymnasium in Windsbach / Bayern
  • 1972 Erwerb des aufgelassenen Schulhauses in Zandt, Ausbau des Untergeschosses zum Atelier und Druck- und   Keramikwerkstatt, nach seiner Pensionierung immense Ausweitung seiner Schaffenskraft
  • Stirbt am 9.2.2023 in Ansbach.

AUSBILDUNG UND FRÜHES SCHAFFEN

Erste künstlerische Anregung erhielt Friedrich Rohm bereits in seiner Jugend durch das grafische Werk von Alfred Kubin. Bis zu seiner Aufnahme an die Akademie der bildenden Künste war er Autodidakt, da es am Gymnasium keinen Kunstunterricht gab. An der Akademie besucht er die Klasse für „Malerei und Graphik unter besonderer Berücksichtigung der monumentalen Malerei“ von Prof. Hermann Kaspar. Künstlerische Befriedigung und erste Erfolge stellten sich erst nach seiner Hinwendung zur Radierung und künstlerischen Keramik ein. Im frühen malerischen Werk, das er nach bestandenem 2. Staatsexamen und Aufnahme seiner Tätigkeit als Kunsterzieher schuf, sind deutliche Einflüsse Edvard Munch in seinen Darstellungen von silhouettenhaften Gestalten an Meeresküsten oder von Oskar Kokoschka in den Stillleben und Interieurs zu erkennen.

In den 70er Jahren hellen sich die Farben auf. Einflüsse des „Phantastischen Realismus“ zeigen sich in den Werken, die in unwirklichen Landschaften, schwebende Figuren und zart modellierte Frauenköpfe zeigen. Nach Einrichtung einer Druck- und Keramikwerkstatt entsteht eine große Anzahl von Farbradierungen mit vielschichtigen oft hintergründigen Bildkompositionen, mit denen er erste Ausstellungserfolge feiert. In dieser Phase entstehen auch seine handwerklich meisterhaft erstellten am Schönheitsbild der Renaissance orientierten Frauenköpfe aus Terracotta.

MITTLERE UND SPÄTE WERKPHASE

Ab den frühen 80er Jahren beginnt Friedrich Rohm große Werkzyklen, die oft Dutzende klein- und großformatige Leinwandgemälde, aber auch Zeichnungen und Gouachen enthalten, in heftiger, farbiger Expressivität zu schaffen. Seine lebenslange Beschäftigung mit dem Bild des Menschen, seinen Leidenschaften, Gesten, Beziehungen zueinander findet hier seinen höchsten Ausdruck in beinahe manischer Umsetzung. Christus, Dante, Goethe, Platen, Kaspar Hauser sind nur einige der Themen, die ausführlich malerisch bearbeitet werden und in thematischen Ausstellungen ihren Niederschlag finden.

Ein völlig neues Gebiet erschließt er sich ab 2003. Die Erarbeitung und Aufführung von Performances, Ton- und Videoinstallationen – oft unter Beteiligung befreundeter Künstler und ehemaliger Schüler – finden ihren Ausdruck in seinen Gemälden, die ihrerseits „Aufzeichnungen“ dieses performativen Interesses bilden.

In der Ausstellung zu sehen sind Ausschnitte aus der Installation „Interviews“. Diese umfasste ursprünglich 50 Porträts und Video-Interviews der Dargestellten aus dem persönlichen Umfeld des Künstlers und fügte sie zu einer raumbezogenen Gesamtinstallation zusammen.

GALERIE

BISHERIGE AUSSTELLUNGEN

1979: „Farbradierungen“ (zusammen mit Renate Rabien), Galerie am Ronhof, Fürth
1990: „Radierungen“, Galeria 20, Helsinki
1995: „Farbradierungen“, Stadttheater Fürth
2000: „Abendmahl – Bilder am Ende eines Jahrhunderts“, Karlshalle, Ansbach
2003: „Das Wetter menschlicher Leidenschaften“, Karlshalle, Ansbach
2005: „Bankgeheimnis“, Karlshalle, Ansbach
2005: „Interviews“, Karlshalle, Ansbach
2002 bis 2006: „Entwürfe“, Reihe mit wechselnden Künstlern und Kunstformen, Karlshalle, Ansbach 2010: „Goethe Projekt“ Klosterforum, Heidenheim 2013 „Elevation mit Satelliten“, Kunsthaus Reitbahn, Ansbach
2021: „Bankgeheimnis“ (reduzierter Umfang), Blauer Salon, Boppard a. Rhein
2023: „Entdeckungen-Gedenkausstellung“, Karlshalle, Ansbach

PRESSESTIMMEN

„Auf eine eigenartige, versonnene Weise fließen in den Farbradierungen Rohms Wirklichkeit und Gedankenwelt ineinander. In seinen fast immer melancholisch oder verschleiert gesehenen Landschaften tauchen unentwegt fragende, blasse Gesichter auf. Unergründlich lächelnde Mona Lisas oder sanfte Engelsköpfe wie von Murillo blicken aus Wiesen und Äckern, durch Himmelsblau oder auf Bergflanken rätselhaft auf den Betrachter. (…)“
(Autor W.W. in Nürnberger Nachrichten vom 11.7.1979)

„Jedes der Bilder als solches ist eine Inszenierung (…). Rohms Bilder erinnern an „szenografische Bühnenentwürfe“ mit starken erzählerischen Elementen über verschiedene Bildebenen. (…) Ein szenenreiches Ausstellungskonzept,- bewegend, und sehenswert.“
(Nancy Kleye, FLZ am 18.6.2005)

KONTAKT   Jakob Merbach   0981-48744848   info@ib-merbach.de